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1. Das Deutsche Reich - S. 1

1905 - Berlin : Mittler
I. Allgemeines. Welche Aufgabe hat die Wirtschaftsgeographie? Die Vielgestaltigkeit des heutigen Wirtschaftslebens stellt an den einzelnen hohe geistige und körperliche Anforderungen. Zahlreiche Existenzen unterhegen alljährlich in dem mit allen nur denkbaren Mitteln geführten Interessenkampfe, weil ihnen über den engen Kreis des eigenen Berufslebens hinaus das Verständnis für die Bedürfnisse der Zeit, die Einsicht in das allgemeine Wirtschaftsleben fehlt. Diese erweiterte volkswirtschaftliche Einsicht verleiht dem einzelnen erhöhte wirtschaftliche Kraft. Die Wirtschaftsgeographie hat die Aufgabe, die wirtschaft- lichen Verhältnisse eines Landes auf ihren ursächlichen Zu- sammenhang mit den natürlichen Landesverhältnissen zu untersuchen. Nur diese kausale Betrachtungsweise der Erdkunde, welche die wirtschaftlichen Leistungen der Länder in den Vordergrund stellt, ist von bleibendem Werte für die geistige und berufliche Bildung. Was mufs man zum besseren Verständnisse der wirtschaft- lichen Verhältnisse Deutschlands von der Entwicklungs- geschichte der Erde wissen? Nach den Hypothesen von Kant, Laplace, Thomson und Croll be- standen einst alle Körper unseres Sonnensystems aus großen kugelförmigen Nebelmassen, die durch gegenseitige Anziehung in Bewegung gerieten. Die durch die Schnelligkeit derselben erzeugte ungeheure Wärme ver- setzte die Urnebel, auch Materie genannt, in einen gasförmigen Zustand, in welchem sich bereits alle gegenwärtig auf der Erde vorhandenen Stoffe befanden. Durch fortgesetzte Wärmeausstrahlung und durch die hiermit ver- bundene stete Zusammenziehung wurde aus dem glühenden Nebelball all- mählich ein glühendflüssiger Körper. In ihm waren die Bestandteile der heutigen Erdkruste in geschmolzenem Zustande enthalten. "Wolff—pflug, Wirtschaftsgeographie. I. 1

2. Das Deutsche Reich - S. 14

1905 - Berlin : Mittler
— 14 — Gliederung- : a) physische. Die innere Hochfläche wird durch das Donautal in zwei ungleich große Teile zerlegt: die süd- deutsche und die oberpfälzische Hochebene. b) politische. Es umfaßt den größten Bruchteil des Königreichs Bayern : Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz und die südlichen Zipfel von Württemberg und Hohenzollern (Sigmaringen) und den Ostzipfel von Baden. Größe. Der größte Teil des Vorlandes, Bayern, erreicht fast die doppelte Größe der Provinz Brandenburg (76000 qkm) mit 6,2 Mill. Einwohnern. Volks dichte. In den meisten Gebieten wohnen auf 1 qkm kaum 40, in der Nähe der Großstädte 50, vereinzelt 100 Menschen; im bayerischen rechts des Rheins durchschnitt- lich 76,4, links des Rheins 140,3. Die deutschen Kalkalpen. Lage. Sie reichen vom Bodensee bis zur Salzach und zerfallen in Algäuer, bayerische und Berchtesgadener Alpen. Welches Landschaftsbild zeigen die Algäuer Alpen? Sie sind die anmutigsten und lieblichsten unter den deutschen Kalk- alpen. Vom Fuße bis fast hinauf zum Gipfel ziehen sich saftig grüne Matten, die mehr als 20% des Bodens einnehmen und mehrmals gemäht werden können. Wie ist die Fruchtbarkeit des Algäus zu erklären? Die bedeutende Futtermenge hat ihren Grund in dem Wasserreichtum (bis 2000 mm) und in dem tonreichen, leicht verwitternden Mergelschiefer, der alle Täler und Höhen überdeckt. Welche Erwerbsquellen ergeben sich hieraus für die Be- wohner des Algäus? Das ziemlich rauhe Klima der Höhen und die sehr zeitig eintretenden Nachtfröste sind dem Getreidebau wenig zu- träglich. Dafür bieten die kräftigen Weiden der Berge und Täler zahlreichen Rinder- und Ziegenherden reichlich Futter. Daher ist die Almwirtschaft eine wichtige Erwerbsquelle der Algäuer Bevölkerung. Den Hauptort bildet Kempten, schon in der Ebene ge- legen. Es ist seit frühester Zeit ein Stapelplatz für den

3. Das Deutsche Reich - S. 64

1905 - Berlin : Mittler
64 a) Clausthal Zellerfeld, b) St. Andreasberg, c) Rammeisberg. Im Rammeisberg bei Goslar ist der Bergbau auf Erze bereits im Jahre 972 in Angriff genommen worden; er hat sich im Laufe der Zeit derartig entwickelt, daß heute etwa 1200 Arbeiter Beschäftigung finden. Die Menge des hierselbst geförderten Erzes betrug in den letzten Jahren durchschnittlich 650 000 t, und zwar vor- wiegend Bleierze: 350000 t, melierte Erze: 150000 t, Kupfer- erze: 100000 t, Feinsilber: 100 t, Feingold: 82 kg. Die Produktion sämtlicher Hütten des Oberharzes beträgt jähr- lich etwa: an Gold 50 kg, „ Silber 47 bis 50 000 kg, „ Blei 8000 t, „ Kupfer 224 t, „ Kupfervitriol 884 t (im Gesamtwerte von 71/2 Mill. Mark). 2. Der Bergbau im Unterharz. Noch weit bedeutender als im Rammeisberge bei Goslar ist die Kupfergewinnung im Mansfeldischen. Zwar zeigen die Kupferschiefer hierselbst nur eine geringe Mächtigkeit, nämlich 20 bis 30 cm, aber die Ausdehnung des Bergbaubezirks, in dem 17 000 Arbeiter Beschäftigung finden und 3/5 der Gesamtkupferproduktion (360 000 Ztr.) gewonnen werden, machen denselben zu dem bedeutendsten dieser Art in Deutschland; in der Silbererzgewinnung steht der Harz aber an zweiter Stelle und wird nur vom Erzgebirge über- troffen. Das Vorland des Harzes. Welches Gebiet umfafst es? Das Vorland des Harzes umfaßt jenes große Viereck, das von der Saale und Elbe im Osten, von der Aller im Norden, von der Leine im Westen und von der Unstrut im Süden begrenzt wird. Wodurch ist es zu einem Gebiete von hohem wirtschaftlichen Werte geworden? Durch die Gunst des Klimas und der Bodenverhältnisse sind hierselbst Bodenbau und Viehzucht zu hoher Blüte gelangt; durch seinen Reichtum an Bodenschätzen mancherlei Art sind Bergbau- und Industriebezirke ins Leben ge- treten, die teilweise Weltruf erlangt haben.

4. Das Deutsche Reich - S. 106

1905 - Berlin : Mittler
— 106 Deutschland steht wohl mit seiner hochentwickelten Forst- wirtschaft, die auf einer sicheren wissenschaftlichen Grundlage ruht, unerreicht da. Aus den gut organisierten Forstakademien des Deutschen Reiches (Eberswalde, Münden, Tharandt, Aschaffenburg, Eisenach u. a.) geht ein trefflich geschultes Forstpersonal hervor. In erster Linie hegt die wirtschaftliche Bedeutung des Waldes in seiner Fähigkeit, Brenn- und Nutzholz in reicher Menge zu liefern. Doch sind die Ansprüche, die heutzutage Holz- und Papierindustrie, Maschinen- und Schiffbau, Bergbau, sowie die vielen Eisenbahnanlagen an die Produktionskraft des deutschen Waldes stellen, so bedeutend, daß er nicht im entferntesten imstande ist, dieselben zu befriedigen. Daher findet eine starke Holzeinfuhr, namentlich aus Österreich-Ungarn, Rußland, Finnland, Schweden und der Union, statt. Der Ein- fuhrwert für Bau- und Nutzholz, für Faßdauben, Schleifholz und Holz zur Zellulosefabrikation bezifferte sich im Jahre 1902 auf 195,2 Mill. Mark. Außer Holz liefert der Wald verschiedene recht schätzens- werte Nebenprodukte, wie Rinde, Holzkohle, Pech, Harz, Beeren, Pilze, Streu, Gras und Wild. Im übrigen äußert sich die Bedeutung des Waldes darin, daß er die Feuchtigkeit sammelt und in zahlreichen Bächen nach den verschiedensten Richtungen langsam verteilt, ver- heerende Winde bricht, im Flachlande flüchtigen Sand bindet, das Klima günstig beeinflußt und zum Wohlbefinden der Menschen, die in seiner stärkenden Luft körperliche und geistige Erholung finden, beiträgt, Als ein wirtschaftlich beachtenswertes Moment mag zum Schluß noch die Tatsache hervorgehoben werden, daß die Forstwirtschaft meist noch dort betrieben werden kann, wo ungünstige Boden- und Terrainverhältnisse den Betrieb der Landwirtschaft nicht mehr zulassen. C. Die Viehzucht. 1. Allgemeine Bedeutung-. Die Viehzucht steht in engem Zusammenhange mit der Landwirtschaft; ja, die Rentabilität der letzteren hängt gegen- wärtig in nicht geringem Grade von dem Betriebe der ersteren ab. Eine den Verhältnissen der Landwirtschaft entsprechende

5. Das Deutsche Reich - S. 2

1905 - Berlin : Mittler
— 2 — Im weiteren Verlaufe des Abkühlungsprozesses gingen sie in den festen Zustand über und bildeten um einen feurig-flüssigen Kern eine starre Kruste. Als älteste Bildung der Erdrinde heißen sie Urgesteine; ihre Werdezeit führt den Namen älteste oder archäische Periode. Zu den Urgesteinen rechnet man gewisse kristallinische Schiefer wie Gneis und Glimmer. Infolge andauernder Abkühlung zog sich die Erdkruste immer mehr zusammen. Durch den auf das flüssige Innere ausgeübten Druck und durch die verschiedenen Spannungszustände innerhalb der Gesteinsarten barst dieselbe. Teile des flüssigen Kerns, die ältesten Auswurf- oder Eruptivgesteine bildend, traten aus den Spalten hervor und lagerten sich über das Urgestein. Die allgemeine Wärmeabgabe des Erdballes an den kalten Weltenraum konnte endlich auch nicht ohne Wirkung auf seine äußerste Hülle, den Wasserdampf, bleiben. Er lagerte zunächst als Dunsthülle über der festen Erdrinde, bis er nach weiterer Abkühlung in flüssiger Form auf die noch heiße Erdober- fläche herniederfiel. Dadurch wurden große Urgesteinsmassen an ihrer Oberfläche aufgelöst imd in späterer Zeit wieder zu geschichteten oder Sedimentgesteinen aufgebaut. Diese Auflagerungen behielten nur selten ihre ursprüngliche Lage. Aus dem Innern der Erde hervorquellende Eruptivmassen erzeugten Hohlräume unter der Erdkruste. Große Schollen derselben sanken in die Tiefe, die angrenzenden Gebiete schräg oder gar steil lagernd. So entstanden Erhebungen und Vertiefungen, Gebirge und Täler. In die Vertiefungen fluteten die brausenden Wassermassen, um neue gewaltige Wasserbecken zu bilden. Ehemaliger Meeresboden wurde da- durch vom Wasser befreit und zu festem Lande. Auf dem neuen Meeres- boden lagerten sich wiederum große Mengen aufgelöster und abgerutschter Gesteinsmassen ab, bis auch sie durch eine neue Umwälzung wieder an die Oberfläche gelangten. Aus diesen wechselnden Vorgängen erklärt es sich, daß gleichartige Sedimente in mannigfacher Mächtigkeit und Ausdehnung in den ver- schiedensten Gegenden der Erde angetroffen werden. Natürlich spielten sich alle diese Ereignisse in so ungeheuer großen Zeiträumen ab, daß sie alle menschliche Vorstellung übersteigen. Die Geologen bestimmen nach Lage und Beschaffenheit, d. h. nach der Zusammensetzung und den Einschlüssen der Ablagerungen, ihr Alter. Sie unterscheiden danach: 1. das primäre Zeitalter (Altertum der Lebewesen); 2. das sekundäre » (Mittelalter » » ); 3. das tertiäre » (Neuzeit » » ); 4. das quartäre » (Jetztzeit). 1. Dem primären Zeitalter oder dem Altertum der Erdbildungs- geschiehte gehören 4 Formationen*) oder Systeme von Gesteinen an: a) das silurische, b) das devonische, auch A^orkohlengebirge genannt, c) das Karbon- oder Steinkohlensystem, d) das Permsystem, auch N a c h k o h 1 e n gebirge. Die beiden ersteren Systeme bestehen vorwiegend aus mächtigen *) Formationen sind Gesteinsschichten mit Überresten gleich- artiger Lebewesen.

6. Das Deutsche Reich - S. 133

1905 - Berlin : Mittler
— 133 entstanden. Die Kunststraßen über die Alpen verdanken dem Jahrhundert des Verkehrs ihre Entstehung. Im Jahre 1805 wurde die herrliche Simplonstraße dem Verkehr übergeben, an der 5000 Arbeiter fünf Sommer lang gearbeitet, und für deren Bau man mehr als 12 Mill. Franken verausgabt hatte. Die Sorgfalt, die man dem Straßenbau im 19. Jahrhundert zuwandte, ist in sämtlichen Kulturstaaten zu beobachten. Eine besondere Rührigkeit zeigten in dieser Beziehung die ver- schiedenen deutschen Staaten, und als die ersten Eisenbahnen gebaut wurden, hörte dieser Eifer nicht etwa auf, vielmehr er- wies sich die Entwicklung des Eisenbahnnetzes fördernd für den Straßenbau, da man erkannte, daß der Anschluß der ein- zelnen Orte an die Eisenbahnlinien sowohl für die Hebung des Eisenbahnverkehrs, als auch für die in den Verkehr hinein- gezogenen Orte von größter Bedeutung war. Gegenwärtig be- findet sich das Landstraßenwesen in Deutschland im allgemeinen auf einer den modernen Verkehrsbedürfnissen entsprechenden Höhe, wenn auch nicht in Abrede zu stellen ist, daß einige der deutschen Staaten mit Ausgestaltung ihres Wegenetzes im Rückstände gebheben sind. b. Verkehrsbedeutung der Landstraßen. Es ist selbstverständlich, daß heute die Landstraßen eine ganz andere Stelle im Verkehrsleben einnehmen als in früherer Zeit, in der es noch keine Eisenbahnen gab. Für den Groß- und Fernverkehr haben sie zwar ihre Bedeutung verloren; um so wichtiger ist die Rolle, die sie im Kleinverkekr spielen, und für diesen werden sie immer ihre Bedeutung behalten. Gegen- wärtig fällt ihnen die Aufgabe zu, die unmittelbare Zuführung der Bedürfnisse an den Konsumenten zu vermitteln. Der Fern- verkehr im Binnenhandel vollzieht sich auf Eisenbahnen und Wasserstraßen, der Lokalverkehr spielt sich auf den Land- straßen ab. Daß Eisenbahnen und Landstraßen sich gegen- seitig in ihrer Bedeutung für das Verkehrsleben heben, wurde bereits früher hervorgehoben. Ein gleiches läßt sich von Binnenwasserstraßen und Landstraßen sagen. Je dichter diese auftreten, um so höher ist ihre Bedeutung. In ihrer Massen- haftigkeit, Verbreitung und Gesamtlänge liegt der eigentliche Verkehrswert. Der Mangel an einem guten und dichten Straßennetz in einem Lande wird daher immer eine wirtschaft- liche Benachteiligung seiner Bewohner in sich schließen.

7. Das Deutsche Reich - S. 138

1905 - Berlin : Mittler
— 138 1. der Oder-Spree-Kanal (1887—1891), 2. der Dortmund-Ems-Kanal (1892—1899), 3. der oben schon genannte Elbe-Trave-Kanal (1895—1900). Damit ist das deutsche Kanalnetz um etwa 450 km vergrößert worden; es bleibt aber hinsichtlich seiner Länge doch noch wesentlich hinter dem englischen und französischen Kanalnetz zurück. Wenn jedoch die in Aussicht genommenen Kanalprojekte und Fluß- kanalisierungen zur Ausführung kommen, dann erfährt das deutsche Binnenschiffahrtsnetz eine wesentliche Vergrößerung und gleichzeitig eine den modernen Verkekrsansprüchen angepaßte Verbesserung. Annähernd ■100 Mill. Mark sind von der preußischen Regierung für einen Zeitraum von 15 Jahren zur Ausführung der von ihr geplanten Kanalneubauten und Flußkanalisierungen gefordert worden. Als die wichtigsten Kanalbau- entwürfe kommen der Mittelland-Kanal (mit zahlreichen Seitenkanälen) zur Verbindung des Rheins mit der Elbe und der Großschiffahrtsweg Berlin—stettin in Betracht. b. Der wirtschaftliche Wert der Binnenwasserstraßen. Allgemeines. Der wirtschaftliche Wert der Binnenwasser- straßen für unser modernes Verkehrs- und Wirtschaftsleben liegt zum Teil in den großartigen Fortschritten der Neuzeit auf dem Gebiete der Binnenschiffahrt begründet. Umfang- reiche und mit großer Sorgfalt ausgeführte Stromverbesserungen und Flußkanalisierungen, wesentliche Vergrößerung und Ver- vollkommnung der Flußfahrzeuge und die damit verbundene Steigerung in der Leistungsfähigkeit derselben haben die Binnenwasserstraßen im Zeitalter der Eisenbahnen allmählich wieder zu Ehren gebracht. Durch den Bau neuer, durchweg für den Großschiffahrtsbetrieb eingerichteter Kanäle ist die Gesamtlänge des Binnenwasserstraßennetzes nicht unwesentlich erhöht worden. Als ein bedeutungsvolles Moment muß die Abgabenfreiheit, die der Schiffahrt auf natürlichen Wasser- straßen durch die Verfassung des deutschen Reiches gewähr- leistet ist, bezeichnet werden. Hierdurch ist es der Binnen- schiffahrt erst ermöglicht, in einen erfolgreichen Konkurrenz- kampf mit den Eisenbahnen einzutreten. Nur wenige Länder gibt es, die eine so stattliche Anzahl von schiffbaren Flüssen und eine so gleichmäßige Verteilung über das Land aufzuweisen haben wie Deutschland. Richtung, Lauflänge, Wasserfülle und Mündung bewirken jedoch eine sehr verschiedene Bewertung derselben. Rhein und Elbe überragen durch gleichmäßigen Wasser- stand, Lauflänge, kurze Eisbedeckung während des Winters alle anderen Flüsse an Wert. Dazu kommt noch ihre Mündung

8. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 217

1913 - Leipzig : Hahn
217 95. Der Kaiser-Wilhelm-Kanal. Die Nordsee gehört zu den gefährlichsten Meeren der Erde. Häufig wird dieses Meer von heftigen Stürmen heimgesucht. Die Gefahr für die Seeleute wird dadurch erhöht, daß sich an dem größten Teil der Küste eine Kette von Sandbänken hinzieht. Diese verraten sich zwar am Tage und bei klarem Wetter durch den weißen, weithin sichtbaren Schaum der brandenden Wellen, bei Nacht und Nebel aber weihen sie jedes Schiff, das ihnen zu nahe kommt, dem Untergange und sind um so gefährlicher, als die hinter ihnen liegende Insel- und Festlandsküste äußerst arm ist an schützenden Häfen. Ganz besonders ungünstig liegen die Verhältnisse für den Seefahrer an der Westküste Jüllands. Hier haben schon Tausende von braven Seeleuten ihr Leben verloren. Wir begegnen daher schon in sehr früher Zeit Bestrebungen, die dahin gingen, eine direkte Schiffahrtsverbindung zwischen Nord- und Ostsee und so an Stelle eines weiten und gefahrvollen einen kurzen und sicheren Weg zu schaffen. Aber die Vollendung dieses Werkes blieb unserer Zeit vorbehalten. Nachdem der Reichstag die zum Bau eines Nordoftseekanals geforderte Summe von 156 Millionen Mar? gewährt hatte, konnte Kaiser Wilhelm I. am 3. Juni 1887 bei Holtenau den Grundstein legen. Rüstig schritt der Bau vorwärts. Nicht weniger als 8000 Arbeiter waren zu gleicher Zeit tätig. Galt es doch, das gewaltige Werk bis zum Jahre 1895 zu vollenden. Und siehe da — es wurde weder die Bausumme noch die vorgeschriebene Zeit über- schritten! Am 20. Juni 1895 wurde der Kanal dem Verkehr über- geben und von 'Kaiser Wilhelm H. zu Ehren Wilhelms I. Kaiser- Wilhelm-Kanal genannt. Der Kanal hat eine Länge von 98,650 km und eine Tiefe von 9,50 m. Auf dem Grunde ist er 22 m, auf dem Wasserspiegel 65 m breit. Es können also Dampfschiffe von 6 m Tiefgang und 12 m Breite überall einander ausweichen. Damit auch die größten Handels- und Panzerschiffe einander ausweichen können, ist der Kanal mit sechs Ausweichstellen versehen worden. Um den Kanal kennen zu lernen, unternehmen wir eine Durch- fahrt. Wir besteigen in Hamburg einen Dampfer und fahren nach Brunsbüttel. Hier erregt das größte Schleusenwerk der Welt unser Staunen. Mit fortschreitender Ebbe fließt hier täglich eine ungeheure Wassermenge aus dem Kanäle in die Elbe und somit aus der Ost- in die Nordsee. Die täglich abfließende Wassermenge beträgt 8 Mil- lionen edrn, so daß sich das gesamte Kanalwasser in sechs Tagen vollständig erneuert. Diesem steten Zuflusse frischen Seewassers ist es zuzuschreiben, daß sich in dem Kanäle nur bei größter Kälte Eis bildet.

9. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 128

1913 - Leipzig : Hahn
128 und immer wieder einatmen. Nach und nach werden alle guten Bestand- teile der Luft verbraucht, und es bleiben nur die schlechten zurück; der Mensch muß sterben wie jene Unglücklichen in Kalkutta. Wo nun viele Menschen in einem Zimmer schlafen, reicht die Luft für die Dauer der Nacht auch nicht aus; sie sind also genötigt, dieselbe Luft immer und immer wieder einzuatmen, so daß diese bis zum Morgen ganz un- tauglich für die Lungen ist. Die Erwachenden erheben sich dann müde und angegriffen, anstatt erfrischt und gestärtt, wie das sein sollte. Ein kräftiger Mann merkt das wohl nicht, doch schwächliche Frauen und namentlich Kinder leiden darunter, ohne sich davon Rechenschaft zu geben. Wie oft hört man die Klage: „Ich stehe eben so müde auf, wie ich mich hinlegte!" Oft mag der Grund dafür der sein, daß die Lungen eine ungenießbare Luft eingeatmet haben. Und wenn nicht, gottlob, Türen und Fenster meist so schlecht schlössen, so stünde es hiermit schlimmer. Freilich gewöhnt man sich an die schlechte Luft und bemerkt sie kaum, so lange man selbst darin steckt, doch vermindert das ihre Schädlichkeit nicht. Wenn man aus einem ungelüfteten Schlafzimmer ins Freie tritt und dann wieder zu demselben zurückkehrt, da merkt man erst, wie schlecht die Atmosphäre ist. Reine Luft ist eine Hauptbedingung guter Gesundheit. Da wir die schlechte Luft nicht sehen können, so ist es schwer, uns klar zu machen, wie verderblich sie ist; allein jene „unsichtbare Luft" kann einem Menschen eben so sicher den Todesstoß geben, als versetzte man ihm einen Schlag auf den Kopf oder einen Messersüch ins Herz. Die entsetzlichen Unglücksfälle sind uns allen bekannt, welche wiederholt vorkommen, weil man leider noch so häusig die Unvorsichttgkeit begeht, das Ofenrohr zu einer Zeit zu schließen, wo die Glut im Ofen noch nicht gehörig ausgebrannt ist. Es entwickelt sich das sehr schädliche Kohlen- gas, dessen Gegenwart sich für den Augenblick nur wenig bemerklich macht. Schlafen Menschen in einem solchen Zimmer, so findet man sie ersttckt in ihren' Betten. Viele Menschen haben schon beim Graben oder Reinigen von Brunnen ihr Leben verloren, indem sie eine mit einer großen Menge Kohlensäure vermischte Luft einatmeten, wie solche bisweilen dem Innern der Erde entsttömt. Dieselbe Kohlensäure kommt auch in Kellern und Brauereien vor, wo Flüssigkeiten in Gärung begriffen sind, und die Luft kann an solchen Orten so giftig werden, daß Menschen, welche hineinkommen, auf der Stelle tot niederstürzen. Es ist ferner erwiesen, daß Cholera, Scharlach, Typhus und die Blattern hauptsächlich durch den Mangel an frischer Luft und die Ausdünstungen schlechter Senken, Kloaken und sonsügen Unrats begünstigt werden. Gott hat die frische, reine Luft, ohne welche wir nicht leben können, zur „Alltagsluft" gemacht, zu dem allergewöhnlichsten und erreichbarsten Element, zu welchem Reiche und Arme Zugang haben, wenn sie es nur wollen. Es erfordert nur ein wenig Nachdenken, um jeden Raum, den wir bewohnen, der Luft zugänglich zu machen. Wie es uns als ein schreiendes Unrecht erscheint, unsere Kinder verhungern zu lassen, so sollte es uns erst recht zur heiligen

10. Teil 1 - S. 176

1915 - Berlin : Heymann
Georg Bernhard \76 vorangegangenen Gesetzes betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen vom Dezember t87t werden aus einem Kilogramm feinen Goldes \3yy2 Dopxelkronenstücke oder 279 Kronenstücke geprägt. Zn Wirklichkeit wiegen unsere Zehnmarkstücke iipunabgegriffenem Zustande mehr als - kg. Denn Gold allein ist in der Prägung zu weich für den Dauerverkehr. Deshalb ist den Goldmünzen Rupfer im Verhältnis 9°° beigemischt. Mithin wiegt / . Ix *00 ein Zehnmarkstück ^ -j- ^ ^ 3/98 g, so daß also rund 25 t Zehn- markstücke ein Gewicht von einem Kilogramm haben. Die deutsche Währung versucht also, genau ebenso wie alle andern Goldwährungen, das Zdeal zu erreichen, daß der innere wert der Wäh- rungsmünze dem werte gleichkommt, den der Staat durch seinen Präge- stempel bestimmt. Die Voraussetzung jeder Goldwährung ist, daß Gold nicht im Preise schwankt, wie die anderen Metalle, so daß dadurch der wert der Lfauptmünze des Landes eine ideale innere Stetigkeit aufzu- weisen hat. Diese Stetigkeit ist allerdings künstlich herbeigeführt und be- ruht im Grunde auf einer Täuschung. Denn an und für sich ist Gold eine Ware wie jede andere auch, die grundsätzlich natürlich in ihrer Preisbestim- mung allen Wertschwankungen ausgesetzt ist, die durch den Wechsel von An- gebot und Nachfrage auf dem Markte bedingt werden. Aber durch die Tat- sache, daß Gold internationales Münzmetall ist, sind praktisch die xreisbilden- den Gesetze für diese Ware ausgeschaltet. Beispiel: Zedermann, der ein Kilogramm feinen Goldes besitzt, ist in der Lage, gegen Zahlung einer ganz geringen Prägegebühr von 3 Mark sich durch irgendeine deutsche Münze aus diesem Kilogramm Gold 279 Stück deutsche Neichskronen im werte von je to M. ausprägen zu lassen. Nehmen wir nun einmal an, durch irgendein Ereignis, z. B. dadurch, daß kolossale Goldmengen auf den Markt kommen, würde irgendwie der Marktpreis des Goldes gedrückt werden, so würde so- fort alle Welt Gold aufkaufen und ausprägen lassen. Man würde auf diese weise das etwa zu niedrigerem Preise gekaufte Gold stets mit 2790 M. verwerten können. Die praktische Folge davon ist natürlich, daß Gold eben nicht wesentlich im preis zurückgehen kann. Umgekehrt würde, sowie die Ware Gold auf dem Markte durch irgendwelches Ereignis erheblich im preise stiege, jedermann seine Goldmünzen einschmelzen und zu dem höheren Preise als Gold auf dem Markte verkaufen. Die Folge davon ist wieder, daß Gold auch nicht über ein gewisses Maß steigen kann. Das Geheimnis der Preisstetigkeit des Goldes liegt daher nicht etwa in seiner inneren Natur, nicht darin, daß Gold eine Ware von ganz besonderer Eigenart ist, sondern lediglich darin, daß Gold Münzmetall ist und daß daher im Grunde Gold nur an Gold gemessen werden kann. Und da jede Größe bekanntlich sich selber gleich ist, d. h. da — auf die deutschen währungsverhältnisse über- tragen — 1 kg feinen Goldes immer 279 Zehnmarkstücke gilt und 279 Zehn- markstücke gleich 2790 M. sind, so muß der wert eines Kilogramms feinen Goldes unverändert 2790 M. bleiben.
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